Logo Evangelische Kirche in Essen


Nachrichten

Wir errichten ein Mahnmal der Menschenwürde

Aktionen zum Weltflüchtlingstag 2022

Rund um den Weltflüchtlingstag am 20. Juni errichten Essener Initiativen mitten in der Innenstadt ein „Mahnmal der Menschenwürde“ und laden zu vielfältigen Begleitveranstaltungen ein: Neben der (bundesweiten) Schreib- und Beteiligungsaktion „Beim Namen nennen“ sind bis zum 24. Juni Vorträge und Diskussionen u.a. mit "Bochum rettet!", eine interaktive Lesung mit dem Berliner YouTuber Firas Alshater, ein Erzählcafé, politischer Poetry Slam mit Markim Pause, ein inklusiver Gottesdienst und Andachten geplant. Außer einem Vortrag im Katholischen Stadthaus finden alle Aktivitäten in und an der Marktkirche, Markt 2/Porschekanzel, statt; der Eintritt ist überall frei.

Zentral ist die Aktion „Beim Namen nennen“ (Internet: beimnamennennen.de) – für das Mahnmal der Menschenwürde werden vom 17. bis 22. Juni zwischen 12 und 19 Uhr über 48.000 Stoffstreifen mit den Namen von Verstorbenen beschrieben, die an den Grenzen der „Festung Europa“ zu Tode gekommen sind. Anschließend werden die Stoffbahnen an den Wänden der Marktkirche aufgehängt, so dass die Installation Tag für Tag wächst. In der Marktkirche werden zu jeder vollen Stunde die Todesumstände der Opfer verlesen; dazu sind Musik und Performances zum Gedenken geplant.

Am Rahmenprogramm in der Marktkirche wirken u.a. der Fluchtexperte Andreas Kossert („Flucht. Eine Menschheitsgeschichte“), YouTube-Star und Comedian Firas Alshater („Erkundungen eines merkwürdigen Landes“), die Essener Rechtsanwältin und Autorin Nizaqete Bislimi-Hošo („Durch die Wand“), Mitglieder der Seebrücke Bochum, Benedikt Kern vom Ökumenischen Netzwerk Asyl in der Kirche NRW sowie Markim Pause (Poetry Slam über Politik, Menschenrechte und Diskriminierung) mit. Alle Aktivitäten sind auf den Dialog mit verschiedenen Zielgruppen hin ausgerichtet; außer Passantinnen und Passanten werden Schulklassen, Konfi- und Gemeindegruppen sowie Teams und Kreise, die sich für Inklusion und Integration einsetzen, erwartet.

Am Schreiben und Verlesen der Namen kann jeder und jede spontan mitwirken; das komplette Programm ist kostenlos und kann ohne Anmeldung besucht werden. „Nutzen Sie diese Chance, sich von den Themen Flucht und Vertreibung berühren zu lassen und dazu miteinander zu arbeiten, zu trauern, zu protestieren: Das Sterben an Europas Grenzen ist und bleibt ein anhaltender Skandal“, erklären die Organisatoren. „Man lässt keine Menschen ertrinken“ ist ein Satz, der viele verbindet. Wir freuen uns, dass die Marktkirche in diesem Jahr dafür zum Zentrum aller Aktionen in unserer Stadt wird und hoffen, dass wir uns vor Ort begegnen!“

Das Essener Programm zum Weltflüchtlingstag wird von einem breiten stadtgesellschaftlichen Bündnis organisiert und getragen: Beteiligt sind die Marktkirche Essen, die Aktion Menschenstadt, das Ehrenamtsmanagement, das Schulreferat und das Studierendenzentrum „die BRÜCKE“ des Kirchenkreises Essen, die Evangelische Studierendengemeinde Duisburg-Essen (ESG), ProAsyl Essen, Seebrücke Essen, das Referat für entwicklungspolitische Bildung im westlichen Ruhrgebiet der Kirchenkreise Essen, An der Ruhr (Mülheim), Duisburg und Oberhausen), KD 11/13 Zentrum für Kooperation und Inklusion. Kooperationspartner und Unterstützer sind die Essener Organisationen Aufstehen gegen Rassismus (AgR), Caritasverband für die Stadt Essen, Diakoniewerk Essen, MediNetz Essen, pax Diözesanverband Essen, Heinrich-Heine-Buchhandlung Essen und die bundesweite Initiative United for Rescue.

Alle Infos und die einzelnen Termine stehen im Internet auf der Seite essen.beimnamennennen.de. Rückfragen beantwortet Pfarrer Jan Vicari (Essener Marktkirche) unter Telefon 0201 75993920, Mail jan.vicari(at)ekir.de.

ALLE TERMINE IM ÜBERBLICK

17. BIS 22. JUNI 2022

17. bis 22. Juni, täglich von 12 bis 19 Uhr, Marktkirche, Markt 2/Porschekanzel: Internationale Installation "Beim Namen nennen". Wir beschreiben bis zu 48.000 Stoff-Streifen mit den Namen und Todesumständen der Geflüchteten an den Grenzen der Festung Europa. An der Außenfassade der Marktkirche hängen wir sie auf. Jede*r kann spontan mitwirken. In der Marktkirche lesen wir die Namen der Verstorbenen vor und nennen die Umstände ihres Todes. Immer zur vollen Stunde soll es Musik, Worte, Stille, Performance und anderes geben. Interessierte, die bei der Durchführung mithelfen wollen, können sich im Internet unter essen.beimnamennennen.de in entsprechende Listen eintragen.

9. JUNI 2022

Donnerstag, 9. Juni, 19 Uhr, Katholisches Stadthaus, Bernestraße 5: Vortrag „Die letzte Zuflucht: Kirchenasyl als Menschenrechtsschutz“. Die Zahl der Abschiebungen von geflüchteten Menschen aus NRW ist bundesweit am höchsten und die rechtlichen Spielräume, um inhumane Härten durch Abschiebungen für die Betroffenen zu verhindern, sind aufgrund der Asylrechtsverschärfungen in den letzten Jahren immer stärker eingeschränkt worden. Oftmals ist dann das Kirchenasyl die letzte Zufluchtsmöglichkeit, um Menschen eine Perspektive zu ermöglichen und inhumane Situationen abzuwenden. In welchem migrationspolitischen Kontext interveniert das Kirchenasyl? Was sind die Konflikte und Herausforderungen um diese Solidaritätspraxis des zivilen Ungehorsams? Und wie lässt sich Kirchenasyl als Gastfreundschaft praktisch realisieren? Referent: Benedikt Kern, kath. Theologe. Mitarbeiter am Institut für Theologie und Politik (Münster) und im Ökumenischen Netzwerk Asyl in der Kirche in NRW.

17. JUNI 2022

Freitag, 17. Juni, 19 Uhr, Marktkirche, Markt 2/Porschekanzel: „Durch die Wand: Von der Asylbewerberin zur Rechtsanwältin“. Lesung mit Nizaqete Bislimi-Hošo. 14 Jahre lang lebten Nizaqete Bislimi-Hošo und ihre Familie in Flüchtlingsunterkünften und im Status der Duldung. 14 Jahre ohne Lebensperspektive, in Unsicherheit und Angst. Trotz all dieser Widerstände hat sie es mit eisernem Willen und der Unterstützung von vorurteilsfreien Menschen geschafft, sich ein Leben in Deutschland aufzubauen. „Es gibt viele erfolgreiche Roma in Deutschland. Doch die meisten geben sich nicht als Roma zu erkennen. Aus Angst vor den alten Stigmata“, sagt Nizaqete Bislimi-Hošo. Ihr Buch erzählt von ihrem unwahrscheinlichen Aufstieg.

18. JUNI 2022

Samstag, 18. Juni, 16 Uhr, Marktkirche, Markt 2/Porschekanzel: „Flucht. Eine Menschheitsgeschichte“. Lesung. Andreas Kossert, renommierter Experte zum Thema Flucht und Vertreibung im 20. Jahrhundert, liest aus seinem preisgekrönten Buch. Eins seiner Anliegen: Menschen auf der Flucht zu Wort kommen lassen und die bewegenden Einzelschicksale in einen großen geschichtlichen Zusammenhang stellen. Dazu geht er ins Gespräch mit dem WDR-Journalisten und Autor Uwe Schulz (Moderation) und dem Publikum. Im Rahmen der musikalischen Andacht „Vesper um Vier“ des Kirchenkreises Essen. In Kooperation mit der Heinrich-Heine-Buchhandlung, Essen.

Hinweis: Das für diesen Tag von 11 bis 14 Uhr geplante Demokratiefrühstück zum Tag der offenen Gesellschaft musste krankheitsbedingt kurzfristig abgesagt werden!

19. JUNI 2022

Sonntag, 19. Juni, 15 Uhr, Marktkirche, Markt 2/Porschekanzel: Inklusiver Gottesdienst zum morgigen Weltflüchtlingstag. Vorbereitet von der Aktion Menschenstadt/Behindertenreferat des Kirchenkreises Essen.

20. JUNI 2022 | WELTFLÜCHTLINGSTAG

Montag, 20. Juni (Weltflüchtlingstag), 9 bis 12 Uhr, Marktkirche, Markt 2/Porschekanzel: ProAsyl im Gespräch. Für Schüler*innen ab Klasse 9. Berater*innen von ProAsyl Essen erzählen aus ihrer Arbeit, von Flucht und Asylverfahren und den Menschen, die sie darin begleiten. Im Anschluss ist die Teilnahme an der Schreibaktion möglich. Dauer ca. 90 Min. Anmeldung von Schulklassen unter marktkirche-essen.eventbrite.com.

Montag, 20. Juni (Weltflüchtlingstag), 14 bis 17 Uhr, Marktkirche, Markt 2/Porschekanzel: Erzählcafé „Fluchtgeschichten“. Wir schreiben die Namen der Toten. Aber was sind die Geschichten der Überlebenden? In unserem Erzählcafé begegnen sich Geflüchtete und Hier-Verwurzelte. Was haben wir einander zu erzählen? Plus: nachmittags Kreativangebote für Kinder und Eltern. Ein Angebot des Begegnungszentrums Weberplatz, Jugendamt Essen.

Montag, 20. Juni (Weltflüchtlingstag), 19 Uhr, Marktkirche, Markt 2/Porschekanzel: „Wie rettet eine Stadt?“ Talk und Begegnung mit „Bochum rettet“. Anfang April 2022 ist die Kampagne zur Seenotrettung „Bochum rettet!“ gestartet. Ziel ist, mindestens 30 000 Euro Spenden für die Sea Eye 4 im Mittelmeer zu sammeln. Denn nach einem Ratsbeschluss aus 2021 verdoppelt Bochum jeden gesammelten Euro. Derzeit ist die Sea Eye 4 im Mittelmeer auf der ersten Mission in 2022 unterwegs und ist mit über 104 geretteten Menschen an Bord auf der Suche nach einem sicheren Hafen. Für dieses Jahr sind insgesamt 7 vierwöchige Missionen geplant. An diesem Abend sind wir im Gespräch mit der „Seebrücke“ in unserer Nachbarstadt und hören, wie dort eine praktische Vision Wirklichkeit in dieser Stadt geworden ist. Im Rahmen der Reihe „Stadtvisionen“ der Marktkirche: „Stadtvisionen“ geben Raum für soziale und ökologische Innovationen und Initiativen. Für die nötigen Visionen unserer Zeit – und alle, die sie leben wollen.

21. JUNI 2022

Dienstag, 21. Juni, 9 bis 12 Uhr, Marktkirche, Markt 2/Porschekanzel: Firas Alshater im Gespräch. Für Schulklassen ab Klasse 9. Dauer ca. 90 Min. Seit 2013 lebt der syrische Flüchtling und YouTube-Star Firas Alshater in Deutschland. Er hat seit Jahr 2020 die deutsche Staatsbürgschaft erhalten Er hat so ziemlich jede Region bereist, und auch wenn er mittlerweile mit vielem vertraut ist, bleiben ihm andere Dinge vielleicht ewig ein Rätsel, besonders wenn nicht mal die Deutschen selber sie verstehen: Zum Beispiel, wer denn jetzt, bitteschön, „die Deutschen“ sind? Bio-Deutsche? Naja, sie lieben Bio – aber warum streiten sie dann mit den Gutmenschen? In solchen Fällen kann nicht mal Firas Freund Jan großartig helfen – aber sie können gemeinsam lachen, über sich, alle anderen und die kleinen Sternstunden, die Deutsche und Nicht-ganz-so-Deutsche in ihrem gemeinsamen Land ja dann doch immer wieder erleben können. Wenn sie denn wollen. Anmeldung von Schulklassen unter marktkirche-essen.eventbrite.com.

Dienstag, 21. Juni, 19 Uhr, Marktkirche, Markt 2/Porschekanzel: Firas erkundet ein merkwürdiges Land. Interaktive Lesung mit Firas Alshater. Er ist ein ganz normaler Berliner mit Hipsterbart und Brille, ein Comedian und erfolgreicher YouTuber. Nur, dass er bis vor ein paar Jahren in Syrien für seine politischen Videos sowohl vom Assad-Regime als auch von Islamisten verhaftet und gefoltert wurde. Erst die Arbeit an einem Film erbrachte ihm das ersehnte Visum für Deutschland, und Firas betrat den größten Kokon der Welt: den Westen. Seitdem versucht er, uns zu verstehen: das Pfandsystem, private Briefkästen, Fahrkartenautomaten und die deutsche Sprache („Da reicht ein Leben nicht für“). Doch als seine Familie über das Mittelmeer nach Europa kommt, erkennt Firas: Ich bin schon total deutsch! Kann also noch was werden mit uns und diesem neuen Land. Von seinen Erlebnissen in Deutschland und Syrien erzählt Firas witzig, tragikomisch, offen und immer liebenswert frech. Firas Alshater, geboren 1991 in Damaskus, studierte Schauspiel. In der Revolution gegen Baschar al-Assad begann er als Journalist und Kameramann für ausländische Nachrichtenagenturen zu arbeiten. Er wurde mehrfach verhaftet und brutal gefoltert. Gemeinsam mit Jan Heilig drehte er den Dokumentarfilm „Syria Inside“ sowie diverse YouTube-Videos für die Webserie „Zukar“.

22. JUNI 2022

Mittwoch, 22. Juni, 17 Uhr, Marktkirche, Markt 2/Porschekanzel: Friedensandacht mit Gespräch. Wir schauen zurück: Was haben wir geschaffen? Was haben wir geschafft? Wir schauen nach vorn: Was bleibt? Was wird? Wir schauen auf: Was nennen wir Gott? Herzliche Einladung an alle Mitwirkenden zum Zusammenkommen.

24. JUNI 2022

Freitag, 24. Juni, 19 Uhr, Marktkirche, Markt 2/Porschekanzel: Politischer Poetry Slam mit Markim Pause. Wortkunst trifft Aktion trifft Inspiration. Ein Poetry Slam zum Thema Politik, Menschenrechte und Diskriminierung. Markim Pause ist Schriftsteller am linken Niederrhein. Er ist u.a. Moderator der „Poesieschlacht“ (Düsseldorf) und der „Sprechstunde“ (Witten).

Unser Titelbild zeigt v.li.n.re.: Markus Siebert, Leiter des Fachbereichs Integration & Migration bei der Caritas-SkF-Essen gGmbH), Joachim Eumann (Vorstand des Diakoniewerks Essen), Laura Boever (Ehrenamtsmanagement des Kirchenkreises Essen), Pfarrer Jan Vicari (Marktkirche Essen), Claudio Gnypek (Referent für entwicklungspolitische Bildung der Kirchenkreise Essen, An der Ruhr in Mülheim, Duisburg und Oberhausen), Janina Gieseking (Leiterin des Studierendenzentrums die BRÜCKE des Kirchenkreises Essen) und Pfarrer Alexander Maurer (Schulreferent der Kirchenkreise Essen, An der Ruhr in Mülheim und Oberhausen).

Pressefoto Firas Alshater: Lutz Jäkel.

 

 

 

nach oben ▲