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Post kommt mit dem E-Auto

Grüner Kurierdienst des Kirchenkreises gilt als vorbildlich

Von Theresa Demski

Früher wurde es auf dem Parkplatz am Haus der Kirche in Essen donnerstags oft voll. Die Küsterinnen und Küster der Gemeinden kamen mit ihren Autos in die Stadt, um die Post abzuholen. Katja Wäller, Geschäftsführerin des Kirchenkreises, saß dann in ihrem Büro und sah zu, wie ein Auto nach dem anderen auf dem Parkplatz hielt. „Da herrschte wirklich Hochbetrieb“, erzählt sie. Und wenn die Küsterinnen und Küster die Gemeindepost für Kirchenkreis und Landeskirche abgegeben und die Plakate und Briefe, Postrollen und Pakete für die Gemeinden eingesammelt hatten, machten sie sich auf den Rückweg. „Ich dachte mir immer: Das muss doch auch anders gehen, ohne die Umwelt so zu belasten“, erzählt Katja Wäller.

FÖRDERUNG DURCH KREISKIRCHLICHEN INNOVATIONSFONDS

Also machte sich der Kirchenkreis auf die Suche nach Lösungen – zumal sich in immer mehr Gemeinden gar keine Küsterinnen und Küster mehr fanden, die sich um die Post kümmern konnten. Eine Zustellung per Versand schied aus, zu unhandlich waren viele der Poststücke. Und der persönliche Kontakt mit den Gemeindevertreterinnen und Gemeindevertretern schien zu wertvoll. 2016 installierte der Kirchenkreis Essen dann einen Innovationsfonds für Zukunftsideen in vielen verschiedenen Bereichen – von der Digitalisierung bis zur Nachhaltigkeit – und stattete ihn mit einer Million Euro aus. Der Kreissynodalvorstand entschied über die Bewilligung der Projektanträge. Auch Bewerbungen aus der Kirchenkreisverwaltung waren willkommen.

EIN KONZEPT, DAS ÜBERZEUGTE

Damals setzte sich Katja Wäller mit ihrer Kollegin Hanna Bellmann zusammen und bastelte ein Konzept für einen „Grünen Kurierdienst“: Statt die Küsterinnen und Küster jeden Donnerstag ins Haus der Kirche zu bitten, sollte ein Mitarbeiter mit E-Bike die Post einpacken und die Gemeinden anfahren.

Das Konzept überzeugte, Fördergelder wurden bewilligt. Der Kirchenkreis fand einen Partner, der das E-Bike sponserte und kommunizierte die neue Idee mit den Gemeinden. „Weil die Fahrt mit dem E-Bike aber vor allem im Winter Probleme verursacht hätte, haben wir die Idee erweitert“, sagt Katja Wäller. Die Lösung: Der Kirchenkreis least nun ein E-Auto und hat eine Wallbox zum Aufladen am Verwaltungsamt installiert.

13 VON 26 KIRCHENGEMEINDEN WAREN BEIM START DABEI

13 von 26 Kirchengemeinden im Kirchenkreis Essen machten mit, informierten den Kirchenkreis über ihre Erreichbarkeit und nahmen das Angebot an. Seitdem fährt ein Minijobber einmal in der Woche die Gemeinden an, teilt Briefe und Pakete aus und sammelt Post ein. „Wir machen damit sehr gute Erfahrungen“, erzählt Katja Wäller, „der persönliche Kontakt ist geblieben, die Kommunikationswege wurden teilweise sogar vereinfacht und der Hochbetrieb auf dem Parkplatz hat deutlich nachgelassen.“

Gerade für den städtischen Bereich sei das ein sinnvolles Konzept, um die CO2-Bilanz zu verbessern und den ohnehin starken Verkehr zu entlasten. Dafür gebe es auch finanzielle Unterstützung, erinnert Katja Wäller und empfiehlt Kirchenkreisen und Gemeinden, nach Fördertöpfen Ausschau zu halten. Inzwischen hat die Kreissynode in Essen beschlossen, dass der „Grüne Kurierdienst“ ab 1. Januar 2023 von allen 26 Kirchengemeinden genutzt werden soll. Eine zweite Route wird entstehen.

E-AUTO FÜR DIENSTFAHRTEN BUCHBAR

Das Projekt hat inzwischen weitere Kreise gezogen: Damit das Auto den Rest der Woche nicht ungenutzt auf dem Parkplatz steht, können alle Mitarbeitenden des Verwaltungsamts das E-Auto für ihre Dienstfahrten buchen. Gleiches gilt für das E-Bike. „Beides wird richtig gut angenommen“, sagt Katja Wäller. Für beide Fahrzeuge gibt es eine kurze Einweisung und eine Onlineanwendung zur Buchung.

Von der Bauabteilung bis zur Friedhofsverwaltung und Superintendentin Marion Greve: Viele Abteilungen und Mitarbeitende nutzen die E-Fahrzeuge. Inzwischen hat der Kirchenkreis das Auto mit dem Logo „Evangelisch in Essen“ bedruckt – leuchtend hell auf dem dunkelgrauen Lack. „Viele Menschen sprechen uns an, wenn wir unterwegs sind“, erzählt Katja Wäller, „das ist ein wirklich positiver Nebeneffekt. Das Projekt wirkt ganz bewusst und sichtbar in die Zivilgesellschaft hinein.“

Und damit setzt der Kirchenkreis auch ein klares und sichtbares Signal – für Nachhaltigkeit und alternative Energien, für Umweltschutz und die Bewahrung der Schöpfung. „Wenn nicht wir, wer dann?“, fragt Katja Wäller. „Wir müssen doch an den kleinen Stellen anfangen.“

Text: oeko.ekir.de
Foto: Kirchenkreis Essen

 

 

 

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