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Kirche raus!

Vor der Apostelkirche erfüllt Pfarrer Werner Sonnenberg Musikwünsche

An der Apostelkirche der Evangelischen Kirchengemeinde Frohnhausen können Menschen ihren großen, durch die Corona-Kontaktbeschränkungen hervorgerufenen „Hunger“ nach Verbundenheit und Kultur an jedem Samstag zwischen 10 und 12 Uhr ein wenig stillen. Die Initiative „Kirche raus!“ von Pfarrer Werner Sonnenberg erfüllt kleine Wünsche in der Zeit der Pandemie und hat sich als kreativ-künstlerischer Lichtblick im Stadtteil herumgesprochen.

Zur Marktzeit tut sich vor der Apostelkirche durchaus Ungewöhnliches: Vor der Haupttüre der Kirche stehen gut sichtbar ein Klavier, ein Tisch mit Infomaterial zum Mitnehmen und die Skulptur „Bori Bana (Der Endlauf … für einen Neulauf)“ des Künstlers Jems Koko Bi. Livemusik am Klavier belebt den öffentlichen Raum. Nachdem seit Heiligabend keine Präsenzgottesdienste mehr stattfinden konnten, hat sich dieses Format unter dem Motto „Kirche raus“ etabliert.

„Die Leute kommen zahlreich: Neugierige, Besorgte, Freudige, Trauernde, Vertraute, Skeptische, Hoffnungsvolle, Niedergeschlagene, Konfessionelle und Ungebundene“, erzählt Werner Sonnenberg. Alle, die das Bedürfnis haben, haben die Möglichkeit, unter Berücksichtigung der Corona-Regeln in der Kirche eine Kerze auf einem großen Holzkreuz zu entzünden und in der Bank bei Orgelmusik ein stilles Gebet zu sprechen. Draußen vor der Tür erfüllt der Pfarrer Liederwünsche der Passanten. „Viele wünschen sich geistliche Lieder, weil sie sich vor einer Kirche befinden, aber auch populäre Lieder sind gefragt, wie zum Beispiel die Ruhrgebietshymne ‚Glück auf, der Steiger kommt‘, die Europa-Hymne ‚Ode an die Freude‘, Stücke von den Beatles, Bob Dylan und Pete Seeger.“

Musik rührt an, schafft Begegnung, macht fröhlich, verbindet Menschen, weckt Erinnerungen und kann auch trösten. Dazu hat Werner Sonnenberg auch gleich ein ganz konkretes Beispiel parat: Eine Besucherin lässt für ihre Freundin ein Lied per Smartphone aufnehmen. Die Freundin bangt um ihren an Covid-19 erkrankten Mann, der auf der Intensivstation des Universitätsklinikums liegt. „Eine Woche später kommt diese Frau zu unserer Aktion ‚Kirche raus‘. Emotional gerührt fragt sie nach, ob das Lied aus dem Evangelischem Gesangbuch ‚Lass mich dein sein und bleiben‘, welches sie auf dem Smartphone ihrer Freundin sehen und hören konnte, noch einmal live gespielt werden kann.“ Natürlich wird ihr dieser Wunsch sehr gerne erfüllt. „Sie fühlte sich in dieser schwierigen Lebensphase durch die Melodie des Liedes getröstet und getragen und war berührt, dass sie das erleben konnte“, sagt Werner Sonnenberg.

Die ausliegenden Texte, Blumen, Süßigkeiten oder Obst können nach dem Besuch von „Kirche raus“ an jedem Samstag zur Stärkung auf den Nachhauseweg mitgenommen werden. Die Menschen nehmen das sehr gerne an.

 

 

 

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