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Weil Gott selbst unsere Hoffnung ist, leben wir trotzig und getrost

Dr. Thorsten Latzel ist neuer Präses der rheinischen Kirche

Die Evangelische Kirche im Rheinland hat eine neue Kirchenleitung: Am Samstag (20. März) wurden die neu- bzw. wiedergewählten Mitglieder des 15-köpfigen Gremiums in einem Festgottesdienst in der Düsseldorfer Johanneskirche in ihre Ämter eingeführt. Neuer Präses ist Dr. Thorsten Latzel (50), den die Landessynode der rheinischen Kirche im Januar zum Nachfolger von Manfred Rekowski (63) gewählt hatte.

In seiner Predigt „Was gibt uns Hoffnung?“ ging Thorsten Latzel einer Schlüsselfrage unserer Zeit nach. „Was ich erhoffe, weiß ich. So wie wohl die meisten unter uns“, sagte der Theologe „Dass das alles irgendwann einmal ein Ende hat. Dass sich durch die gemeinsam durchlebte Pandemie etwas zum Guten verändert. Dass wir die Schulden fair verteilen und uns dauerhaft ökologisch verhalten. Dass wir sorgsam, solidarisch miteinander umgehen.“

Christliche Hoffnung unterscheidet sich von Optimismus

„Für mich ist Gott der Grund, warum ich dies alles hoffe“, so der 50-jährige Theologe in seiner Auslegung der biblischen Geschichte von Hiob, der alles verliert und doch anklagend, aber auch hoffend an Gott festhält. „Ich glaube, dass Gott der eigentliche Grund ist, warum die Pandemie, unsere Welt, wir selbst nicht so bleiben werden, wie wir sind.“ Darin unterscheide sich die Hoffnung im christlichen Sinn von Optimismus: „Der Optimismus sagt: ,Es wird schon wieder. Du musst nur positiv denken.‘ Das wird oft lebenspraktisch begründet. Es helfe einfach, sich auf das Gute zu konzentrieren. Auf die Hälfte des Glases, in der noch Wasser ist. Das Problem ist nur, wenn sich die andere Hälfte nicht mehr ausblenden lässt. Dann wird der Optimismus naiv.“

Christliche Hoffnung ist radikaler als Optimismus

Christliche Hoffnung, so Thorsten Latzel, meine dagegen etwas anderes: „Sie sagt: ,Es wird anders werden. Weil Gott ist. Und im Glauben bist du selbst schon Teil davon.‘ Die Hoffnung ist viel radikaler als der Optimismus. Sie kümmert sich gar nicht darum, ob überhaupt Wasser im Glas ist. Die Welt kann und darf und wird nicht so bleiben, wie sie ist. Weil Gott dem entgegensteht. Und das verändert Menschen, die daran glauben. Es schafft einen neuen Blick auf die Wirklichkeit.“

Weiter betonte Thorsten Latzel: „Was mir Hoffnung gibt, ist, dass Gott selbst unsere Hoffnung ist. Auch wir werden – wie Hiob – keine letzte Antwort bekommen. Nicht auf Corona. Und nicht darauf, wieso Menschen oft so Schlimmes leiden müssen. Aber wir können – wie Hiob – Gott nicht aus der Verantwortung lassen. Weil Gott selbst unsere Hoffnung ist. Deshalb wird das Leiden nicht das letzte Wort haben. Deshalb leben wir trotzig und getrost.“

Außerdem wurden in diesem Gottesdienst Henrike Tetz (Düsseldorf) und Henning Boecker (Düsseldorf) als hauptamtliche sowie Miriam Haseleu (Köln), Lukas Schrumpf (Solingen), Ricarda Gerhardt (Schauren), Helga Siemens-Weibring (Essen) und Lisa Marie Appel (Bonn) als nebenamtliche Mitglieder der Kirchenleitung eingeführt. Neben Präses Manfred Rekowski wurden Oberkirchenrat Bernd Baucks (Düsseldorf), Superintendentin Almut van Niekerk (St. Augustin), Dr. Axel Epe (Düsseldorf) und Marion Unger (Staudernheim) aus ihrem Dienst als Kirchenleitungsmitglieder verabschiedet.

Zur Person: Präses Dr. Thorsten Latzel

Thorsten Latzel (50) ist seit 20. März Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland. In dieses Amt – und damit zum Nachfolger von Manfred Rekowski (63) – hatte ihn die Landessynode, das höchste Leitungsgremium der rheinischen Kirche, im Januar gewählt. Seit 2013 war er Direktor der Evangelischen Akademie Frankfurt. Im EKD-Kirchenamt war er für Studien- und Planungsfragen und das Projektbüro Reformprozess zuständig (2005 bis 2012). Zuvor arbeitete Latzel als Pfarrer in Erlensee-Langendiebach. Aufgewachsen in Bad Laasphe, studierte er Theologie in Marburg und Heidelberg. Im Blog „glauben-denken.de“ veröffentlicht er wöchentlich theologische Impulse. Dr. Latzel ist verheiratet und hat drei Kinder.

Stichwort: Evangelische Kirche im Rheinland

Die Evangelische Kirche im Rheinland erstreckt sich über Teile der Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Hessen. Sie gliedert sich in 37 Kirchenkreise mit 655 Kirchengemeinden. Die rheinische Kirche hat rund 2,4 Millionen Mitglieder.

Text: ekir.de
Foto: ekir.de/Dominik Asbach

 

 

 

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