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Herzlich willkommen!

Wechsel nach Essen ist für Klaus Künhaupt auch eine Rückkehr

In einem Gottesdienst am 5. Dezember – dem 2. Advent – in der Erlöserkirche ist Klaus Künhaupt durch Superintendentin Marion Greve als neuer Pfarrer der Evangelischen Erlöserkirchengemeinde Holsterhausen eingeführt worden. Für Klaus Künhaupt ist der Wechsel aus dem Saarland auf seine neue Stelle gleichzeitig eine Rückkehr in die „alte Heimat“: Der 51jährige Theologe kam im Uniklinikum zur Welt und wuchs in einem Essener Pfarrhaus auf; sein Vater Kurt Künhaupt war Pfarrer an der Zionskirche in Horst. Wir haben dem "Rückkehrer" drei Fragen gestellt:

WAS BEDEUTET ES FÜR SIE, IN IHRE „ALTE HEIMAT“ ESSEN ZURÜCKZUKEHREN?

Wenn man fast zwanzig Jahre lang weg war und nur gelegentlich zu Besuch kam, erkennt man vieles nicht wieder. Ich nenne nur das Kruppviertel. Und dann ist doch vieles wieder so altvertraut. Hier das Haus, wo mit „Roßkothen“ meine Kindheits-Sehnsucht wohnte, hier der Salzmarkt, wo ich als Student oft und lange saß. Und wie viele Menschen mich auf meine schon so lange verstorbenen Eltern ansprechen! Nostalgie aber auch von der anderen Seite her: Die Parkscheinautomaten sind noch die gleichen, die ich 1988 mit neu erworbenem Führerschein bedient habe! Keine Rede von Kartenleser oder gar App. Aber auch das sagt unterm Strich: Heimat!

WELCHE ROLLE KÖNNEN DER GLAUBE UND DIE KIRCHE HEUTE IM LEBEN DER MENSCHEN SPIELEN?

Wir leben in einer Gesellschaft voller Angst: Bin ich schön genug? Bin ich leistungsbereit genug? Wir sehen es jeden Tag auf Insta: So schön ist der Partner der anderen, so schön ihr Urlaub, so schön ihr Abendessen. Kann ich da mithalten? Passe ich in dieses Schema rein? Da kommen wir und sagen: Bei uns passt du rein. Hier bist du willkommen, wie du bist: Mit Lachfalten und Tränensäcken.

Im Grunde ist das die gleiche Antwort, die schon Paulus, Augustinus und Luther auf die Ängste ihrer Zeit gegeben haben – eben nur leicht umformuliert, auf die Ängste unserer Zeit bezogen. Nicht mehr der Teufel, sondern der heilige Zeitgeist stellt die Leute heute in Frage. Jesus Christus steht dagegen für Gottes bedingungsloses Ja zum Menschen. Und darum gilt: Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit!

WIE MÜSSTE KIRCHE SICH ÄNDERN, UM ZUKUNFTSFÄHIG ZU SEIN?

Es gibt bei uns zu viel Polarisierung zwischen Moderne und Tradition. Wo wir uns auf unsere Kernaussage besinnen – Jesus Christus verkündigen in Wort und Tat – da ist jede Methode erlaubt: Tradition und Moderne, Menschen- und Engelszungen, E-Gitarre und Orgel, gerappt und als Fuge, in Social Media und in der klassischen 15-Minuten-Predigt.

Die Kirche Jesu Christi wird es bis zum Ende aller Tage geben. Worum wir im Moment fürchten, sind unsere aktuellen Strukturen. Die sind möglicherwiese nicht zukunftsfähig. Aber das darf nicht verwechselt werden mit dem Christentum! Wenn wir das verinnerlichen, verlieren wir hoffentlich die Traurigkeit, die uns im Moment zu häufig lähmt.

AUS ESSEN INS SAARLAND...

Nach dem Studium in Hamburg (mit Islamwissenschaft), Bochum und Wuppertal legte Klaus Künhaupt 2000 sein Erstes Theologisches Examen ab. Sein Vikariat absolvierte er in der Evangelischen Kirchengemeinde Dellwig-Frintrop-Gerschede; Pfarrer zur Anstellung war er in der Evangelischen Kirchengemeinde Moers. Im Februar 2007 wählte ihn die Evangelischen Kirchengemeinde Merzig zum Pfarrer – nun wechselt er aus dem Saarland zurück ins Ruhrgebiet.

...UND WIEDER ZURÜCK!

Seine neue Gemeinde und die ersten persönlichen Begegnungen hat Klaus Künhaupt als „sympathisch, wertschätzend und fröhlich“ erlebt – gute Voraussetzungen also, um auch mal Neues anzupacken; dazu habe er schon einige Ideen. Aber: „Erst einmal aber möchte ich ankommen, Gemeinde und Mitarbeitende kennenlernen“, sagt er. „Manches, was mir durch den Kopf geht, entspricht vielleicht gar nichts den Gegebenheiten. Anderes sehe ich noch gar nicht. Und ganz sicher werden das Leben und die Gemeindearbeit nach Corona anders sein als vorher“, wirft er einen realistischen Blick auf die aktuelle Situation. „Ich merke das in meiner gegenwärtigen Gemeinde gerade sehr und denke, dass das bei Ihnen nicht anders sein wird. Mancher Motor, der anderthalb Jahre stillgestanden hat, springt nicht sofort wieder an.“

Was auch schon feststeht: Die Rahmenbedingungen für den Pfarrdienst in der Erlöserkirchengemeinde Holsterhausen werden sich verändern. Zwar war der Ruhestand von Pfarrer Bernd Zielezinski Ende Oktober der konkrete Anlass dafür, seine Stelle auszuschreiben – doch wenn Pfarrer Joachim Greifenberg im Herbst nächsten Jahres ebenfalls aus dem aktiven Dienst verabschiedet wird, werden mit Pfarrerin Andrea Seim und Klaus Künhaupt nur noch zwei Seelsorger in der Gemeinde tätig sein. Gleichwohl: „Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir das gemeinsam mit Ihnen gut entwickeln werden“, erklärt er. Klaus Künhaupt ist verheiratet und Vater zweier Kinder, die Chemie bzw. Medizin studieren.

Unser Titelbild entstand bei einem Tauffest im Jahr 2019. Foto: privat.

 

 

 

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