Logo Evangelische Kirche in Essen


Nachrichten

Echter Frieden kann nicht mit Gewalt erreicht werden

Ausbildung der Initiative Sicherheit neu denken stieß auf große Resonanz

Wer will Friedensmentorin bzw. Friedensmentor werden? So fragten das Projekt Peace4Future und der Kirchenkreis Essen im Februar und luden junge Menschen im Alter von 16 bis 28 Jahren zu einem kostenfreien Ausbildungswochenende ins Unperfekthaus ein. Die Resonanz war groß: 40 Menschen aus ganz Deutschland bewarben sich, 14 von ihnen haben die Ausbildung jatzt absolviert. Wir haben den beiden Leiterinnen der Ausbildung, Theresa Hirn und Mirka Hurter, vier Fragen gestellt:

WARUM IST ES FÜR UNSERE GESELLSCHAFT WICHTIG, FRIEDENSMENTOR*INNEN AUSZUBILDEN?

Die aktuellen wie zukünftigen Krisen und Herausforderungen, ob der Ukraine-Krieg, die Aufnahme von Geflüchteten, Folgen von Klimawandel oder ökonomischen Problemen, Rassismus u.v.m. können zur Spaltung und zu Konflikten auf persönlicher, gesellschaftlicher und politischer Ebene führen. Die Friedensmentor*innen-Ausbildung setzt an der Lebensrealität junger Menschen an und unterstützt sie darin, konstruktiv mit Krisen und Konflikten umzugehen.

Die Ausbildung gibt ihnen Werkzeuge an die Hand, um Konflikte benennen, die Konfliktparteien bei einer Lösungsfindung unterstützen und so zu mehr Frieden und Sicherheit beitragen zu können. Durch viel Inspiration und die Möglichkeit, an bestehende Netzwerke anzuknüpfen und nach der Ausbildung bei eigenen Projektideen gecoached und begleitet zu werden, können sie ihre Selbstwirksamkeit entfalten und dazu beitragen, eine zukunftsfähige Gesellschaft und Welt mitzugestalten.

WAS BRINGT IHR DEN TEILNEHMENDEN BEI, WELCHE FÄHIGKEITEN STÄRKT IHR?

Wir schauen sowohl persönlich als auch gesellschaftlich und politisch auf die Themen Konflikt und Frieden. Die jungen Menschen erhalten Hintergrundwissen zu friedens- und sicherheitspolitischen Zusammenhängen, zu gewaltfreien Ansätzen der Konfliktlösung sowie alltagspraktische Werkzeuge, wie sie Konflikte betrachten, lösen und sich selbst engagieren können. Der bewusst gestaltete Rahmen der Ausbildung fördert die Fähigkeiten, mit Diversität (bezogen auf Meinungen, Haltungen, Herkunft u.a.) umzugehen, Vertrauen aufzubauen und die eigenen Kommunikationsfähigkeiten zu verbessern. Auf dieser Basis können sie Konflikte konstruktiv lösen, in ihrem persönlichen Umfeld Frieden stiften und miteinander aktiv werden.

IN WELCHEN KONKRETEN EINSATZFELDERN ODER BEI WELCHEN SITUATIONEN KANN EIN*E FRIEDENSMENTOR*IN HELFEN?

Ein*e Friedensmentor*in hat im Anschluss an die Ausbildung Tools an der Hand, um konstruktiver mit eigenen Konflikten und Konfliktsituationen im näheren Umfeld umzugehen. In Situationen, in denen Zivilcourage gefragt ist, können sie konstruktiv an der nötigen Deeskalation mitwirken. Auch können sie nach der Ausbildung ihre eigenen Ideen zur Friedensförderung in einem eigenen Projekt umsetzen oder mit politischen Aktionen aktiv werden. In der Umsetzung dieser Projekte und Aktivitäten werden sie professionell durch Peace for Future und lokale Coaches begleitet.

IN WELCHER FORM HAT DER KRIEG, DEN RUSSLAND GEGEN DIE UKRAINE FÜHRT, DIE INHALTE DER FORTBILDUNG BEEINFLUSST?

Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine war an verschiedenen Stellen der Friedensmentor*innen-Ausbildung ein praktisches Beispiel, wie Konflikte eskalieren und was wir für die Deeskalation tun könnten. Natürlich prägt er auch die Schulung der sicherheits- und friedenslogischen Betrachtung sowie den Umgang mit Konflikten.

STICHWORT: PEACE FOR FUTURE / SICHERHEIT NEU DENKEN

Peace4Future ist ein Projekt der bundesweiten Friedensinitiative „Sicherheit neu denken“, die von der Evangelischen Landeskirche in Baden getragen wird. Eine erste Essener Gemeinde hat sich der Initiative angeschlossen; auch die Evangelische Kirche im Rheinland prüft den Beitritt. Die Landessynode hat am 15. Januar 2021 einen friedensethischen Beschluss gefasst, der einen dreijährigen Diskussionsprozess zum Impulspapier „Friedenswort 2018 – Auf dem Weg zum gerechten Frieden“ zum Abschluss brachte: „Die Evangelischen Kirche im Rheinland ist Kirche auf dem Weg des gerechten Friedens und kommt ihrem biblischen Auftrag nach, Frieden zu stiften und für Gerechtigkeit einzutreten (Mt 5,9-10).“

Konkret bedeutet das: „Der Landessynode ist die Weiterarbeit an zivilgesellschaftlichen Konfliktlösungen als Alternative zu militärischen Optionen ein wichtiges Anliegen. Daher empfiehlt sie Gemeinden, Kirchenkreisen, der Landeskirche und ihren Einrichtungen, die Impulse der in der badischen Landeskirche entstandenen Initiative Sicherheit neu denken aufzunehmen und ihren Beitritt zu dieser Initiative zu prüfen.“

Die Ausbildung zur Friedensmentorin bzw. zum Friedensmentor richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene, die lernen wollen, wie gewalttätige Konflikte im Alltag entstehen, wie auf verschiedenen gesellschaftlichen und politischen Ebenen mit den Themen Frieden und Konfliktbewältigung umgegangen wird und was sie selbst tun können, um gewaltfreie Lösungen in Schule, Ausbildung, Studium und Beruf zu fördern. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf Tools und Methoden, die sich direkt in der Praxis anwenden lassen. Die Leiterinnen der Ausbildung, Theresa Hirn und Mirka Hurter haben Friedens- und Konfliktforschung studiert und arbeiten als Trainerinnen und Dozentinnen für Konflikttransformation.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen aus Essen (2), Mülheim an der Ruhr, Duisburg, Düsseldorf, Aachen, Berlin (2), Lüneburg, Gießen, Bad Oeynhausen, Bielefeld, Laudenbach und Liedenbach. Kostenfrei war das Ausbildungswochenende, weil Unperfekthaus und Unperfekthotel auf Miet- und Übernachtungskosten verzichteten und die Veranstaltung auf diese Weise gefördert haben.

 

 

 

nach oben ▲