Logo Evangelische Kirche in Essen


Nachrichten

Gedenken an die Opfer des Terrors und die Bitte um Frieden

Schweigeminute und Ökumenisches Friedensgebet in der Marktkirche

Auf Einladung der beiden großen christlichen Kirchen und der Stadt Essen haben rund 250 Bürgerinnen und Bürger am 16. Oktober in der Marktkirche der Opfer von Krieg und Gewalt in Israel und im ganzen Nahen Osten gedacht und gemeinsam für den Frieden gebetet. Vertreter der Jüdischen Kultus-Gemeinde Essen und der Kommission Islam und Moscheen nahmen an der Andacht teil. Das Gedenken begann mit einer Schweigeminute, zu der die Essener Stadtverwaltung aufgerufen hatte; bewegender Mittelpunkt war das Entzünden vieler kleiner Kerzen durch die Teilnehmenden.

Die liturgische Leitung hatten Superintendentin Marion Greve und Stadtdechant Jürgen Schmidt. Nach der Begrüßung sprach Pfarrer Jan Vicari das Eingangsgebet; Oberbürgermeister Thomas Kufen und Fatima Dia, Jugendreferentin des Kirchenkreises Essen und Geschäftsführerin der Evangelischen Jugend Essen, lasen Fürbitten. Für die musikalische Gestaltung der Andacht sorgte Kreiskantor Thomas Rudolph.

DOKUMENTATION DER TEXTE, GEBETE UND FÜRBITTEN

Superintendentin Marion Greve: Liturgische Eröffnung

Ewiger und heiliger Gott, barmherzig und gerecht bist du, mächtig ist deine Güte, die das Leben liebt. Du bist unser Ort, du bist unser Zuhause, du bist unsere Zuflucht. Jetzt, in dieser Stunde, wenn wir in deinem Namen um den Frieden im Nahen Osten beten und auch um Frieden in unserer Stadt und unserem Land. Amen.

Superintendentin Marion Greve: Begrüßung

Für den Frieden beten - im Nahen Osten wie für uns hier in Essen, in der Vielfalt der Menschen, die das Leben unserer Stadt gestalten. Deshalb sind wir zusammen. Wir: das sind Stadtdechant Jürgen Schmidt und ich als Superintendentin für die christlichen Kirchen gemeinsam mit OB Thomas Kufen. Als Bürger:innen verbunden mit Essens Partnerstadt Tel Aviv-Jaffa.

Erschüttert, sprachlos und um Worte ringend stehen wir heute zusammen, auf der Suche nach dem, was verbindet und unser Herz nicht verschließt.

Ich bin sehr dankbar für die Verbindung mit der jüdischen Kultus-Gemeinde Essen, deren Vorsitzender Schalwa Chemsuraschwili heute an diesem Friedensgebet teilnimmt. Wir hoffen, dass uns das Gebet im Angesicht des Anderen verbindet und stärkt. Und ich begrüße auch Muhammet Balaban, den Vorsitzenden des Verbundes der Essener Immigrantenvereine. Ihrer beider Teilnahme ist ein Zeichen der Verbundenheit und des Gedenkens über die Grenzen der Religion hinweg.

Gemeinsam klagen wir – und bringen vor Gott den grausamen Tod so viel unschuldiger Menschen im Nahen Osten. Ausgelöst durch den Terrorangriff der Hamas auf Israel. Es ist kaum zu fassen: jüdische Menschen wurden und werden auf furchtbarste Weise aus dem Leben gerissen. Das Blutbad unter jugendlichen Festivalbesuchern in der Negev-Wüste, die brutalen Entführungen, die unzähligen Ermordeten, die entfesselte Gewalt der Terrormiliz Hamas sind verabscheuungswürdig und mit nichts zu rechtfertigen. Diese entfesselte Gewalt bringt überall Leid – auf allen Seiten.

Gemeinsam stehen wir in unverbrüchlicher Solidarität an der Seite unserer jüdischen Freundinnen und Freunde in Israel und in Essen. Teilen das Leid derer, die hier in der jüdischen Gemeinde um Freunde und Verwandte trauern. Und sich unter uns bedroht fühlen. Das darf nicht sein!

Gemeinsam beten wir für ein friedliches Miteinander – und wehren damit all denen, die versuchen, Konflikte des Nahen Ostens in unsere Stadt Essen hineinzutragen.

Mir helfen in meiner eigenen Sprachlosigkeit die Worte von Zerya Shalev, der israelischen Schriftstellerin: „Ich bete um ein rasches Ende dieses Krieges. Mögen wir ihn überleben. Mögen auf beiden Seiten möglichst wenige Unschuldige leiden müssen. Ich bete darum, dass sich bei Kriegsende die einzige Teilung abzeichnet, die in dieser Region möglich ist: keine Teilung zwischen Arabern und Juden, sondern zwischen Moderaten und Extremisten, zwischen Pragmatikern und Fanatikern“ (DIE ZEIT, Ausgabe vom 12.10.2023, S. 47).

Pfarrer Jan Vicari: Eingangsgebet

Wir beten: Wir verweilen vor dir Gott. Sieh, was uns bewegt. Was uns Sorge macht und Angst. Die Gewalt, die Not. Erinnere du, Gott, uns an deine Verheißung des Friedens, gerade da, wo auch uns der Zorn überkommt. Gott, sei du uns Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten. Amen.

Fürbitte Superintendentin Marion Greve:

Gott, du bist der, der da ist, der Gott Israels, unser Gott. Wir haben keine Worte für das, was in diesen Tagen in Israel geschieht. Keine Worte für das Leid, das die Terroristen der Hamas über Tausende Menschen gebracht haben. Keine Worte für das Unrecht, das Kindern, Frauen, Männern und Familien auf allen Seiten angetan wurde und wird. Mit unserem Entsetzen kommen wir zu dir, Gott.

Fürbitte Fatima Dia, Evangelische Jugend Essen

Breite das Zelt deines Friedens aus über die Menschen in Israel. Dein Frieden, dein Shalom, ist Schutz und Freiheit. Breite deinen Frieden aus über die, die um Angehörige bangen und trauern. Über die Verwundeten und die, die fliehen mussten. Breite das Zelt deines Friedens aus über die, die noch bedroht werden von Terroristen und Raketen. Lass die Entführten und Verschleppten schnell befreit werden und nach Hause kommen.

Gib den politischen Machthaber:innen die Kraft und Barmherzigkeit, in diesem Konflikt ohne Hass und gegenseitige Zerstörungen eine friedliche Lebensrealität für alle Menschen in Israel zu entwickeln. Gib ihnen die Kraft, ihr Leben als Schwestern und Brüder, Geschöpfe Gottes miteinander zu gestalten Breite das Zelt deines Friedens aus über die, die unter Gewalt leiden müssen, und lass die Gewalt enden.

Fürbitte Oberbürgermeister Thomas Kufen:

Breite das Zelt deines Friedens aus über die jüdischen Menschen bei uns in Essen, in Deutschland und in allen Ländern, die in diesen Tagen Angst und Bedrohung ausgesetzt sind. Gott, wir haben keine Worte, und doch müssen wir welche finden.

Hilf uns dabei, dass wir als Christinnen und Christen unmissverständlich an der Seite Israels und der jüdischen Gemeinschaften überall in der Welt stehen. Dass wir laut und deutlich eintreten gegen Judenfeindlichkeit und gegen Israelhass. Dass wir sichtbar und hörbar sind in unserer unverbrüchlichen Solidarität mit unseren jüdischen Geschwistern. Bestärke uns, dafür Worte, Stimme und Taten zu finden.

Fürbitte Stadtdechant Jürgen Schmidt:

Bereite das Zelt des Friedens aus über die kleine und große Welt, die wir bewohnen. Gedenke der vielen Kriegs- und Krisengebiete unserer Erde. Verleihe Kraft zur Versöhnung überall dort, wo Angst und Verzweiflung herrschen. Schenke Gedanken des Friedens, wo Menschen an ihre Grenzen stoßen. Halte unter uns die Erinnerung wach, dass wir deine Geschöpfe sind, beauftragt, die Welt in deinem Sinn und mit deinem Geist zu gestalten, lebenswert und menschenwürdig für jede und jeden.

Amen.

Unser Titelfoto zeigt: Muhammet Balaban, Vorsitzender des Verbundes der Essener Immigranten-Vereine; Schalwa Chemsuraschwili, Vorsitzender der Jüdischen Kultus-Gemeinde Essen; Marion Greve, Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Essen; Thomas Kufen, Oberbürgermeister der Stadt Essen; und Jürgen Schmidt, Stadtdechant des Katholischen Stadtdekanats Essen (v.li.n.re.). Foto: Kirchenkreis Essen/Till Schwachenwalde.

 

 

 

nach oben ▲