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Altenessen: Neues Zentrum 60plus ist beispielhaft für alle Stadtteile

Viele Kooperationspartner helfen beim Aufbau mit

Mit einem Einweihungsfest und einer Präsentation der geplanten Angebote hat die Evangelische Kirchengemeinde Altenessen-Karnap am Freitag (10. Mai) ihr neues Zentrum 60+ im Paul-Humburg-Gemeindehaus an der Hövelstraße 71 eröffnet. Zu den Förderern zählt neben der Stiftung Vivawest mit einem jährlichen Zuschuss auch die Stadt Essen, die den Start der neuen Begegnungsstätte für ältere Menschen durch die Vergabe von Mitteln aus dem Seniorenförderplan möglich gemacht hat.

Peter Renzel, Beigeordneter für Soziales, Arbeit und Gesundheit der Stadt Essen, und Diakoniepfarrer Andreas Müller, Sprecher der AG Wohlfahrt Essen, erläuterten die Bedeutung dieses für andere Stadtteile beispielhaften Projekts. Bezirksbürgermeister Willi Zwiehoff, Gerd Maschun, Seniorenbeauftragter im Stadtbezirk V, und Alfred Steinhoff, Vorsitzender des Seniorenbereits der Stadt Essen, hielten Grußworte; für die Stiftung Vivawest sprach Dieter Mergel, Sozialbeauftragter der Vivawest Wohnen GmbH.

Nach der Begrüßung durch Pfarrer Dirk Matuschek, Vorsitzender des Presbyteriums der Evangelischen Kirchengemeinde Altenessen-Karnap, und Antje Behnsen, Leiterin des Zentrums 60+, bestand die Möglichkeit, sich bei einem Rundgang über die Konzeption der neuen Stadtteileinrichtung zu informieren und mit aktiven Ehrenamtlichen, die hier ihre Angebote planen, ins Gespräch zu kommen.

Dank der gemeinsamen Förderung durch die Stiftung Vivawest und die Stadt Essen kann das Zentrum mit einer vollen Personalstelle für die Leitung sowie einigen Stunden für hauswirtschaftliche Dienste und Verwaltungsaufgaben ausgestattet werden. Die Kirchengemeinde bringt die Räumlichkeiten, die Infrastruktur und ihr Netzwerk aus Ehrenamtlichen in die Arbeit ein.

In seiner Würdigung sprach Peter Renzel von einem "Quantensprung" für die Seniorenarbeit der Stadt Essen: "Schritt für Schritt wollen wir die Idee dieser innovativen Begegnungsorte in die Fläche und in alle Stadtteile bringen. Ab 2020 werden wir rund 620.000 Euro im Jahr – ein Prozent der Summe, die im Haushalt der Stadt für kommunale Hilfen zur Pflege bereitsteht – in diese Form der Seniorenarbeit investieren; eine entsprechende Vorlage für den Haushaltsplan des nächsten Jahres wird bis zum September erstellt."

Diakoniepfarrer Andreas Müller betonte ebenfalls den beispielhaften Charakter der Begegnungsstätte: "Die neue Einrichtung ist ein zukunftsweisendes Projekt in einer innovationsfreudigen Kirchengemeinde. Es ist hoffentlich auch der Vorbote einer neu aufgestellten offenen Seniorenarbeit in unserer gesamten Stadt!" Auch Uwe Goemann, Geschäftsführer der Stiftung Vivawest, übermittelte seine Grüße: „Wir wollen den Menschen nicht nur qualitativ ansprechende Wohnungen anbieten, sondern ein Ansprechpartner für die Menschen und sozialen Institutionen im Stadtteil sein und investieren deshalb gern in eine gute Nachbarschaft."

Räume für Kreativität und Begegnung schaffen

Das neue Zentrum 60+ knüpft an die positiven Erfahrungen der Quartiersarbeit an, die die Evangelische Kirchengemeinde Altenessen-Karnap bereits seit 2008 gemeinsam mit mehreren Kooperationspartnern am Standort Palmbuschweg 156 leistet, trägt darüber hinaus aber den besonderen demographischen Gegebenheiten im Stadtteil Altenessen-Süd Rechnung: Allein in Altenessen leben derzeit über 4.500 Menschen im Alter ab 65 Jahren, rund 10 Prozent erhalten Grundsicherungsleistungen. Aufgrund seiner vergleichsweise geringen Mieten ist der Stadtteil gerade bei Menschen, die von Altersarmut betroffen sind, besonders gefragt. Nimmt man den Stadtbezirk V in den Blick, so leben in Altenessen erheblich mehr ältere Menschen als in Altenessen-Nord oder Karnap. Da die traditionellen Strukturen und Orte sozialer Begegnung wie die Kneipe um die Ecke vielfach nicht mehr vorhanden sind, werden neue Möglichkeiten für alltägliche und unverbindliche Kontakte gesucht – sonst droht insbesondere älteren Menschen oft die Vereinsamung.

Dass der Bedarf an einer zusätzlichen Seniorenbegegnungsstätte vorhanden ist, bestätigen viele Rückmeldungen von Seniorinnen und Senioren, die sich zukünftig im Zentrum 60+ engagieren wollen. „Wir wollen hier niederschwellige, einladende Veranstaltungen für Bürgerinnen und Bürger entwickeln, denen im unmittelbaren Wohnumfeld nur wenige Freizeit-, Kultur-, Bildungs- und Beratungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen“, erklärte Pfarrer Dirk Matuschek. „Dabei würdigen wir die Vielfalt der Milieus, Lebensverhältnisse und Lebensentwürfe älterer Menschen – wertschätzend, inklusiv und an den Potenzialen orientiert.“

Mehrere Partner – darunter die NEUE ARBEIT der Diakonie, das Seniorenreferat des Diakoniewerks Essen, die Aktion Menschenstadt der Evangelischen Kirche in Essen, Diakoniestationen und weitere ambulante Pflegedienste, das evangelische Jugendhaus EXIL mit seiner offenen Arbeit und nicht zuletzt das Unternehmen Vivawest Wohnen GmbH – haben ihre Bereitschaft zur Kooperation und Unterstützung bereits signalisiert oder auch schon an der Erstellung des Konzepts mitgewirkt. Mit dem inklusiven „Café Treff“ gibt es gleich vis à vis einen Treffpunkt mit barrierefreier Infrastruktur und behindertengerechten Serviceangeboten. Und andere Einrichtungen, wie die internationale Seniorenbegegnungsstätte der Arbeiterwohlfahrt, freuen sich bereits auf die Vernetzung.

Ältere Menschen sollen selbst aktiv werden

Ganz wichtig: Durch die Konferenz „Wie möchte ich im Alter in Altenessen leben“ sollen ältere Menschen darin bestärkt werden, selbst aktiv für ihre Bedürfnisse einzutreten und ihre Wünsche in die Tat umzusetzen; ein ehrenamtlicher Beirat wird die Arbeit begleiten. „Herzstück des Zentrums soll ein einladender Raum sein, in dem Tageszeitungen ausliegen, ein Stammtisch seine Heimat findet oder gemeinsam Fußballspiele im Fernsehen angeschaut werden können“, erläuterte Antje Behnsen, die die neue Begegnungsstätte leitet. „Während der verlässlichen Öffnungszeiten an vier Vormittagen oder Nachmittagen in der Woche kann jeder vorbeischauen, einen Kaffee bei uns trinken oder in der Zeitung lesen. Außerdem wollen wir auf sinnvolle und kostengünstige Freizeitangebote hinweisen, Menschen bei der Beantragung von Grundsicherung unterstützen und ihnen zum Beispiel Wege zu einer Schuldnerberatung, einem Pflegedienst oder zur sogenannten letzten Hilfe am Lebensende weisen.“

Bei dem Aufbau von Selbsthilfe- und Interessengruppen sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt: Themen können der Umgang mit dem Smartphone, die Einrichtung eines Repair-Cafés oder eine Spielegruppe sein. An ein bis zwei Tagen wird es einen günstigen Mittagstisch und ein- bis zweimal im Monat auch ein Sonntagscafé geben. Auch die Gründung eines Besuchsdienstes, dessen Mitglieder gezielt auf Menschen zugehen, die eher zurückgezogen leben, ist eine mögliche Perspektive.

Titelbild: Mit Antje Behnsen (Leiterin des neuen Zentrums 60+) freuten sich (v.l.n.r.) Pfarrer Dirk Matuschek (Vorsitzender des Presbyteriums der Evangelischen Kirchengemeinde Altenessen-Karnap), Dieter Mergel (Stiftung Vivawest, Sozialbeauftragter der Vivawest Wohnen GmbH), Diakoniepfarrer Andreas Müller (Sprecher der AG Wohlfahrt, Vorsitzender des Diakoniewerks Essen), Peter Renzel (Beigeordneter der Stadt Essen für Soziales, Arbeit und Gesundheit), Gerd Maschun (Seniorenbeauftragter im Stadtbezirk V), Bezirksbürgermeister Hans-Wilhelm Zwiehoff und Alfred Steinhoff (Vorsitzender des Seniorenbeirats der Stadt Essen). Foto: Kirchenkreis Essen/Stefan Arend.

 

 

 

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